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Verliebtheit oder Trauma-Bond?

So erkennst du emotionale Verstrickung



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Verliebt zu sein ist eines der intensivsten Gefühle, die wir erleben können. Manchmal fühlen sich Beziehungen von Anfang an so überwältigend an und vielleicht hast du von Freunden und Familie schon einmal gehört, dass sie weniger wie echte Verbindung und mehr wie Abhängigkeit wirken. Ist das dann wahre Liebe oder ist an emotionaler Verstrickung wirklich was dran?


In diesem Artikel erfährst du, was der Unterschied zwischen gesunder Verliebtheit und einem sogenannten Trauma-Bond ist, welche Warnsignale es gibt du und wie du dich aus einer destruktiven Dynamik lösen kannst.



Was ist ein Trauma-Bond?


Ein Trauma-Bond (Traumabindung) beschreibt eine intensive emotionale Bindung, die sich in Beziehungen mit emotionalem Missbrauch, Wechsel von Nähe und Distanz oder anhaltender Instabilität entwickelt. Sie entsteht nicht aus gesunder Verbindung, sondern aus wiederholtem emotionalem Stress, Unsicherheit und psychologischer Manipulation.

Was sehr typisch dabei ist: Je verletzender die Beziehung, desto schwerer fällt es, sich zu lösen. Aber warum ist das so? Weil unser Nervensystem in dieser Achterbahnfahrt aus Nähe, Schmerz und Erleichterung eine vermeintliche „Bindung“ aufbaut, die aber auf Trauma basiert, nicht auf Liebe.



Verliebtheit vs. Trauma-Bond: Die wichtigsten Unterschiede

Verliebtheit

Trauma-Bond

Entsteht langsam und auf Augenhöhe

Entsteht schnell, oft intensiv und einseitig

Ruht auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt

Ruht auf Unsicherheit und emotionalem Chaos

Fördert Selbstwert und innere Ruhe

Zerstört Selbstwert, verursacht Angst

Man kann Grenzen setzen

Grenzen werden überschritten oder ignoriert

Beide wachsen individuell und gemeinsam

Es entsteht emotionale Abhängigkeit


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Woran du emotionale Verstrickung erkennst


Hier sind Anzeichen dafür, dass du dich nicht in gesunder Liebe, sondern in einer ungesunden Verstrickung befindest:

  1. Du denkst obsessiv an die Person, selbst wenn du leidest: Auch wenn du schlecht behandelt wirst, kannst du nicht aufhören, an den „guten Moment“ zu denken und daran festzuhalten, mit der Hoffnung, dass die guten Momente endlich anhalten. Du idealisierst den Partner, trotz roter Flaggen.

  2. Du hast Angst, verlassen zu werden und stellst deine Bedürfnisse hinten an: Du passt dich an, schluckst Schmerz, gibst nach, nur damit die Person bleibt. Du verlierst dich dabei immer mehr.

  3. Du verwechselst Intensität mit Nähe: Starke Anziehung, ständiges Drama oder emotionales Auf und Ab werden als „Leidenschaft“ interpretiert, obwohl sie oft ein Zeichen emotionaler Instabilität sind.

  4. Du glaubst, dass du „ausreichend lieben“ musst, damit es funktioniert: Du übernimmst die ganze Verantwortung für das Gelingen der Beziehung. Du denkst, wenn du dich nur mehr anstrengst, wird alles gut. Du versuchst eine Strategie zu finden, um die Person dazu zu bringen dich endlich beständig zu lieben. Du analysierst und interpretierst sein Verhalten, um endlich eine Lösung zu finden.

  5. Dein Selbstwert hängt vom Verhalten der anderen Person ab: Ein liebevoller Moment lässt dich aufblühen, ein Rückzug stürzt dich in Verzweiflung. Du fühlst dich nur dann wertvoll, wenn du Nähe bekommst.

  6. Du ignorierst immer wieder deine eigenen Grenzen: Obwohl du innerlich spürst, dass etwas nicht stimmt, rechtfertigst du das Verhalten der anderen Person und bleibst. Du willst nicht „aufgeben“, obwohl du leidest.



Warum du in einen Trauma-Bond geraten bist


Emotionale Verstrickungen entstehen oft aus Erfahrungen in der Kindheit:

  • Inkonstante Bezugspersonen: Wenn Liebe nur sporadisch verfügbar war, lernst du, dass Nähe mit Unsicherheit verbunden ist und dein Nervensystem sucht später das Vertraute, nicht das Gesunde.

  • Lob nach Leistung: Du hast gelernt, dass du geliebt wirst, wenn du funktionierst, dich anpasst oder emotional „brav“ bist.

  • Verlustangst und Bindungstrauma: Wenn Bindung für dich nie sicher war, kann jede unsichere Beziehung, wie eine zweite Chance wirken, das alte Muster zu „reparieren“.


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Wie du dich aus der Verstrickung löst


  1. Werde ehrlich mit dir selbst: Frage dich "Tut mir diese Beziehung wirklich gut? " und nicht "Was könnte sie sein, wenn alles anders wäre?"

  2. Stelle deine Idealisierung in Frage: Schreibe dir konkret auf, welche Situationen dich verletzt haben. Schwarz auf weiß fällt es dir leichter, Klarheit zu gewinnen.

  3. Lerne, mit emotionalem Entzug umzugehen: Ein Trauma-Bond fühlt sich an, wie Entzug, ähnlich wie bei Suchtverhalten. Es ist normal, dass es weh tut. Aber das bedeutet nicht, dass es falsch ist, loszulassen.

  4. Reguliere dein Nervensystem: Praktiken, wie bewusste Atmung, Meditation, Schreiben oder körperliche Bewegung helfen dir, dich zu beruhigen und dich wieder mit dir selbst zu verbinden.

  5. Stärke gesunde Verbindungen: Umgib dich mit Menschen, die verlässlich sind, deine Grenzen respektieren und dich nicht emotional ausnutzen. So lernst du, dass Beziehung auch Sicherheit bedeuten kann.

  6. Arbeite an deinem inneren Kind: Oft ist es der jüngere Teil in uns, der sich so sehr nach Liebe sehnt, koste es, was es wolle. Indem du lernst, diesem Teil selbst Sicherheit zu geben, wirst du unabhängiger von der Bestätigung anderer.

  7. Hole dir Unterstützung: Wenn du merkst, dass du es alleine nicht schaffst, ist es stark und ein Zeichen von Selbstliebe, in sich und das eigene Wohlempfinden zu investieren.



Merke dir:


Nicht jede intensive Verbindung ist Liebe. Manchmal ist sie das Echo alter Wunden, das sich in Form eines Trauma-Bonds wiederholt. Der Weg hinaus beginnt mit Bewusstheit und mit dem Mut, dich selbst wieder an erste Stelle zu setzen.

Gesunde Liebe ist ruhig, stabil und nährend. Sie fordert keine Selbstaufgabe, sondern schenkt dir das Gefühl, sicher zu sein, so wie du bist.

Du verdienst eine Verbindung, die dich nicht zerstört, sondern stärkt.

 
 
 

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