Narzisst oder vermeidender Bindungstyp?
- Gesunde Beziehungen
- 21. März
- 4 Min. Lesezeit
Wichtige Unterschiede und warum sie oft verwechselt werden

Beziehungen können herausfordernd sein. Besonders dann, wenn eine Person Nähe sucht, während die andere sich distanziert. Oft wird dabei die Frage gestellt: Liegt es an Bindungsangst oder steckt Narzissmus dahinter? Obwohl beide Verhaltensweisen auf den ersten Blick ähnlich wirken können, gibt es grundlegende Unterschiede, die entscheidend für dein Verständnis und deinen Umgang damit sind. In diesem Artikel erfährst du, wie du vermeidende Bindungstypen von Narzissten unterscheidest, welche Muster dahinterstecken und warum es so wichtig ist, deinen eigenen Wert unabhängig davon zu erkennen.
Warum werden Narzissten und vermeidende Bindungstypen oft verwechselt?
Beide können auf den ersten Blick ähnlich wirken: Sie halten emotionale Distanz, vermeiden tiefe Gespräche über Gefühle und scheinen sich nicht wirklich auf eine Beziehung einlassen zu wollen. Doch die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich.
Vermeidende Bindungstypen handeln aus Angst: Angst vor Vereinnahmung, Angst vor Abhängigkeit, Angst vor Erwartungen oder davor, verletzt zu werden.
Narzissten handeln aus Selbstüberhöhung: Sie wollen Kontrolle, Bewunderung und Bestätigung, nicht primär Nähe.
Die feinen Unterschiede sind entscheidend, um nicht in ungesunde Beziehungsmuster zu geraten.
Der vermeidende Bindungstyp: Angst vor zu viel Nähe

Vermeidende Bindungstypen sind nicht beziehungsunfähig. Sie wünschen sich oft insgeheim eine Verbindung, haben aber Angst davor, sich emotional zu öffnen. Diese Angst kann aus früheren Erfahrungen stammen, etwa aus einer Kindheit, in der Nähe mit Druck oder Abhängigkeit verbunden war.
Typische Verhaltensweisen des vermeidenden Bindungstyps
Zieht sich zurück, wenn der Partner zu viel Nähe sucht
Fühlt sich schnell eingeengt oder unter Druck gesetzt
Betont Unabhängigkeit und das Bedürfnis nach Freiraum
Zeigt wenig emotionale Verletzlichkeit
Hat oft unklare oder gemischte Signale („Ich mag dich, aber…“)
Warum tun sie das? Vermeidende haben unbewusst Angst, dass Nähe sie überwältigt. Sie verbinden Intimität mit dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder sich zu sehr anpassen zu müssen. Deshalb neigen sie dazu, auf Distanz zu gehen, wenn der Partner zu viele Erwartungen stellt.
Aber: Vermeidende Bindungstypen können lernen, ihre Ängste zu regulieren und sich schrittweise mehr auf eine Beziehung einzulassen.
Der Narzisst: Nähe als Mittel zur Kontrolle
Im Gegensatz zu vermeidenden Bindungstypen hat ein Narzisst keine Angst vor Nähe. Er nutzt sie gezielt für eigene Zwecke. Narzissten brauchen Bewunderung, fühlen sich aber nicht wirklich auf tiefer Ebene verbunden.
Typische Verhaltensweisen eines Narzissten
Anfangs sehr charmant und aufmerksam (Love Bombing)
Später distanziert, abwertend oder manipulativ
Braucht Bestätigung und Bewunderung, keine echte Verbindung
Sieht Beziehungen als Mittel zur Selbstaufwertung
Hat wenig bis kein Einfühlungsvermögen für die Gefühle anderer
Warum tun sie das? Narzissten haben oft ein tiefes, verborgenes Gefühl der Minderwertigkeit, das sie durch Überlegenheitsgefühle kompensieren. Sie vermeiden nicht Nähe aus Angst, sondern nutzen sie für Kontrolle und Machtspiele.
Wichtig: Während vermeidende Bindungstypen fähig sind, an sich zu arbeiten und eine gesunde Beziehung aufzubauen, ist es bei einem Narzissten unwahrscheinlicher, dass er sein Verhalten verändert.
Vergleich: Narzisst vs. vermeidender Bindungstyp
Wie erkennst du, mit wem du es zu tun hast?

1. Wie geht die Person mit Nähe um?
Ein vermeidender Bindungstyp zieht sich zurück, wenn er sich überfordert fühlt, zeigt aber keine absichtliche Manipulation.
Ein Narzisst nutzt Nähe gezielt für Kontrolle, zieht sich zurück, um dich zu bestrafen, oder um Macht über dich zu gewinnen.
2. Gibt es eine emotionale Verbindung?
Ein vermeidender Bindungstyp hat Schwierigkeiten, sich zu öffnen, kann aber echte Zuneigung empfinden.
Ein Narzisst wirkt emotional unerreichbar und interessiert sich mehr für deine Bewunderung als für deine Gefühle.
3. Wie geht die Person mit Kritik um?
Ein vermeidender Bindungstyp wird sich vielleicht zurückziehen oder defensiv reagieren, kann aber mit der Zeit lernen, sich zu öffnen.
Ein Narzisst wird dich abwerten, herabsetzen oder die Schuld auf dich schieben.
Was kannst du tun?
Wenn dein Partner vermeidend ist:
Dränge nicht, sondern schaffe ein Gefühl von Sicherheit.
Setze gesunde Grenzen, damit du dich nicht emotional verausgabst.
Beobachte, ob die Person bereit ist, an sich zu arbeiten und ob diese Dynamik sich für dich gesund anfühlt.
Wenn dein Partner narzisstisch ist:
Überlege, ob du in einer Beziehung sein willst, in der du wenig emotionale Unterstützung erhältst.
Lass dich nicht manipulieren. Ein Narzisst wird sich selten grundlegend ändern.
Ziehe in Betracht, dich zu distanzieren, wenn du merkst, dass deine Bedürfnisse nicht ernst genommen werden.
Fazit: Nähe ist nicht gleich Nähe
Der größte Unterschied zwischen Narzissten und vermeidenden Bindungstypen liegt in der Absicht:
Vermeidende schützen sich selbst vor einer zu intensiven Verbindung.
Narzissten nutzen Beziehungen für eigene Vorteile, nicht für echte Bindung.
Wenn du dich in einer Beziehung mit einem vermeidenden Partner befindest, kann es helfen, Geduld und Verständnis zu entwickeln, aber ohne deine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Wenn du jedoch mit einem Narzissten zu tun hast, ist es oft gesünder, dich emotional abzugrenzen oder die Beziehung zu beenden.
Wichtig ist, dass du erkennst: Dein Wert hängt nicht davon ab, ob jemand sich öffnet oder nicht. Du verdienst eine Beziehung, die auf gegenseitigem Interesse, Respekt und emotionaler Verfügbarkeit basiert.
Falls du Unterstützung dabei brauchst, dich aus ungesunden Dynamiken zu lösen oder deinen Bindungstyp besser zu verstehen, bieten wir 1:1-Sitzungen an.



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